Apple hat gelogen, um sein Monopol zu schützen.
Apple hat gelogen, Sie haben bezahlt: Nach einem Urteil der US-Kartellbehörde muss Apple umgehend aufhören, eine 30-prozentige Provision für Verkäufe außerhalb des App Stores zu verlangen.
In einer Entscheidung von vergangener Woche hat die US-Richterin Rogers Apple mit sofortiger Wirkung untersagt, Gebühren für Käufe außerhalb des App Store zu erheben. Die Richterin verbietet Apple auch, die Art und Weise einzuschränken, wie Entwickler Nutzer aus der iOS-App heraus zu Käufen an anderer Stelle, z. B. in der Web-App, leiten können.
Die Entscheidung wurde im Rahmen eines laufenden Rechtsstreits zwischen Epic Games und Apple getroffen. Die Richterin wirft Apple außerdem vor, ihre frühere Entscheidung aus dem Jahr 2021 absichtlich missachtet zu haben. Sie bezeichnete Apples Entscheidung als grobe Fehleinschätzung und verwies den Fall an die US-Staatsanwaltschaft, um mögliche strafrechtliche Konsequenzen zu prüfen.
US-Kartellrechtsurteil
Die US-Kartellrechtsentscheidung von Richterin Rogers besagt, dass Apple:
- keine Provisionen oder Gebühren für Käufe erheben darf, die Verbraucher außerhalb einer App tätigen.
- Entwickler nicht einschränken darf, wenn sie Links für Käufe außerhalb einer App platzieren wollen, einschließlich keiner Beschränkung von Call-to-Action-Bannern.
- nur “eine neutrale Nachricht” anzeigen darf, die die Nutzer darauf hinweist, dass sie auf eine Website eines Dritten gehen.
Dieses bahnbrechende Urteil macht deutlich, dass Apple unter Eid gelogen, gerichtliche Anordnungen ignoriert und iOS-Nutzer in unfairer Weise zur Kasse gebeten hat - alles, um sein illegales Monopol aufrechtzuerhalten.
Das Apple-Monopol
Das Monopol von Apple beruht auf seiner einzigartigen Position, da es seine Hardwareverkäufe (iPhones, iPads, iMacs) mit In-App-Verkäufen kombiniert. Während Google immer auch andere App-Stores zugelassen hat (z. B. F-Droid, der großartig ist!) - obwohl Google ja auch ein Monopol hat, eines bei der Suche -, hat Apple nie App-Stores von Drittanbietern für iOS zugelassen und dies mit einer höheren “Sicherheit” begründet. Die Art und Weise, wie Apple jetzt um den Schutz seines Monopols kämpft, zeigt, dass es doch wieder nur um Geld geht.
Diese kartellrechtlichen Kämpfe finden nicht nur in den USA statt. Die EU hat kürzlich den Digital Markets Act (DMA) veröffentlicht, und die EU-Kommission entschied im April 2025, dass Apple gegen den DMA verstoßen hat, und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 500 Millionen Euro. Dies sollte jedoch nur der erste Schritt sein, denn Entwickler haben Apple wiederholt wegen der böswilligen “Einhaltung” des DMA gerügt, da es für App-Entwickler immer noch viel zu schwierig und zu teuer ist, App-Sideloading unter iOS zuzulassen.
Ein weiteres Beispiel für Apples Macht ist, wie es uns, Tuta Mail, verwehrt hat, die Tuta-E-Mail-App als Standard-Mail-App auf iOS zu aktivieren. Aus diesem Grund haben wir eine Beschwerde auf der Grundlage des DMA eingereicht. Wenige Tage nach der Veröffentlichung dieser Beschwerde hat sich Apple mit uns in Verbindung gesetzt, und nun können wir diese von unseren Nutzern stark nachgefragte Funktion endlich integrieren.
Obwohl Apple also erste Anzeichen zeigt, dass es versucht, den DMA einzuhalten, indem es beispielsweise die Auswahl des Standardbrowsers auf iPhones ermöglicht, tut es definitiv nicht genug.
Das Monopol von Apple ermöglicht es dem Unternehmen nicht nur, den Markt zu beherrschen, sondern auch illegale Gebühren von App-Entwicklern und/oder Verbrauchern zu verlangen. Es ist gut, dass die Kartellbehörden in den USA und Europa dies endlich unter die Lupe nehmen und versuchen, Apples scheinbar grenzenlose Macht zu begrenzen.
Juristischer Kampf: Epic Games vs. Apple
Epic Games gegen Apple
Wichtige Ereignisse
Im August 2020 führte Epic Games eine direkte Zahlungsoption in Fortnite auf iOS ein und umging damit die 30%ige App-Store-Provision von Apple. Apple reagierte daraufhin mit der Entfernung von Fortnite aus dem App Store.
Epic verklagte Apple und behauptete, dass Apples Kontrolle über den App Store und Apples In-App-Zahlungssystem monopolistisch sei und gegen das US-Kartellrecht verstoße.
Apple hat ebenfalls geklagt und behauptet, dass Epic gegen seine Entwicklervereinbarung verstoßen habe.
Rechtliche Argumente
Behauptung von Epic: Apple hat ein Monopol auf den App-Vertrieb und die Zahlungsabwicklung unter iOS, was den Wettbewerb unterdrückt und Entwicklern und Verbrauchern schadet.
Apples Verteidigung: Die Richtlinien des App Store gewährleisten die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre der Nutzer, und die Provision von 30 % ist branchenüblich.
Gerichtsentscheidungen
September 2021
Richterin Yvonne Gonzalez Rogers von einem US-Bezirksgericht entschied, dass
-
Apple Entwicklern erlauben muss, auf alternative Zahlungsmethoden zu verweisen (ein Sieg für Epic).
-
Apple in neun von zehn Anklagepunkten für nicht schuldig befunden wurde, z. B. wurde es nicht als Monopolist im Sinne des Bundeskartellrechts eingestuft (ein Sieg für Apple).
-
Epic außerdem zur Zahlung von Schadenersatz für die Verletzung seines Vertrags mit Apple verurteilt wurde.
Beide Parteien haben gegen Teile des Urteils Berufung eingelegt.
April 2023
Der U.S. Ninth Circuit bestätigt weitgehend das Urteil der Vorinstanz.
Januar 2024
Der Oberste Gerichtshof der USA lehnte beide Berufungen ab und erlaubte Apple, In-App-Käufe auf sein Bezahlsystem zu beschränken, ermöglichte es App-Entwicklern aber auch, in ihren Apps externe Links für alternative Bezahloptionen (Off-App) einzubauen.
April 2025
Apple kam diesen Urteilen nach, indem es zwar Off-App-Käufe zuließ, aber von den App-Entwicklern weiterhin eine Umsatzbeteiligung von 27 % verlangte - selbst wenn die Verbraucher alternative Zahlungsmöglichkeiten nutzten. Apple schränkte auch stark ein, wie die Links zu Off-App-Käufen in den Apps angezeigt werden können. Daraufhin reichte Epic eine Beschwerde ein. Laut dieser Beschwerde verstößt Apples Vorgehen gegen das Urteil von Rogers aus dem Jahr 2021. Im April 2025 entschied Rogers zugunsten von Epic Games und beschloss, dass Apple ab sofort keine Gebühren mehr für Off-App-Käufe verlangen darf.
Apple will gegen dieses Urteil Berufung einlegen.
Breitere Auswirkungen
Der Kampf Epic Games gegen Apple hat weitreichende Auswirkungen auf die Richtlinien für App-Stores und den Rechten von App-Entwicklern. Er ist Teil einer breiteren Bewegung, die darauf abzielt, die Macht der so genannten “Gatekeeper” - großer Technologieunternehmen, die Wettbewerber innerhalb ihrer Systeme einschränken können - zu begrenzen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Technologieunternehmen, ob groß oder klein, zu schaffen.
Schlussfolgerung
Apples wiederholte Behauptung, dass es bei seinen strengen App-Store-Richtlinien um die Sicherheit der Nutzer geht, wurde endlich als das entlarvt, was es wirklich ist: ein Monopol zum Schutz des Profits. Nachdem sowohl die EU als auch die USA die App Store-Policy von Apple als wettbewerbswidrig und illegal bezeichnet haben, wendet sich das Blatt nun endlich zugunsten der App-Entwickler und Verbraucher.
Dieses jüngste Urteil bestätigt, was Entwickler und datenschutzorientierte Dienste wie Tuta schon lange behaupten: Apples Gatekeeping-Praktiken sind nicht nur unfair, sondern auch rechtswidrig. Dies ist ein großer Sieg für ein besseres Internet, in dem datenschutzfreundliche Apps wie Tuta eine faire Chance gegen große Tech-Giganten wie Apple und Google haben.
Aber der Kampf ist noch nicht vorbei. Lasst uns weiter für unser Recht auf Privatsphäre kämpfen!