Das werbefinanzierte Geschäftsmodell im Internet liegt im Sterben - doch vor dem Ende wird es erst einmal schlimmer.

Werbung ist im Internet allgegenwärtig, aber sie ist auch unglaublich lästig. Können werbebasierte Unternehmen auf Dauer überleben?

Einige der profitabelsten Unternehmen erwirtschaften den größten Teil ihrer Einnahmen durch Werbe-Anzeigen. Die bekanntesten Vertreter des werbebasierten Geschäftsmodells sind Google und Facebook. Aber die Werbung, die Ihnen ständig online angezeigt wird, ist so aufdringlich und auch problematisch geworden, dass sich über diesen Geschäftsmodellen die Zeichen des Todes abzeichnen.


Werbe-Anzeigen sind die Grundlage vieler Online-Unternehmen, seit das Internet von der breiten Masse genutzt wird: Nachrichtenagenturen, Social-Media-Unternehmen, Blogger und Influencer. Sie alle sind auf Anzeigen angewiesen.

Die bekanntesten Vertreter des werbebasierten Geschäftsmodells sind Google und Facebook. Diese Tech-Giganten aus dem Silicon Valley sind auch für sehr gezielte Werbung bekannt, die aufgrund der Verletzung der Privatsphäre und anderer problematischer Einflüsse ganz verboten werden sollte.

Erste Anzeichen des Todes

Nachrichtenagenturen haben jahrelang darum gekämpft, eine profitable Webpräsenz mit Anzeigen aufzubauen. Seit den Anfängen, als Display-Anzeigen eine Klickrate von ca. 50 % aufwiesen, ist diese Zahl drastisch gesunken, da wir uns angewöhnt haben,Display-Anzeigen nicht zu sehen - was nicht weiter verwunderlich ist, da dem durchschnittlichen Internetnutzer Tausende von Display-Anzeigen pro Monat angezeigt werden, so dass wir nun einfach an diesen Anzeigen vorbei scrollen, ohne sie überhaupt anzusehen.

Dies wiederum hat dazu geführt, dass die Werbung noch aufdringlicher und lästiger geworden ist: Pop-ups, blinkende und sich bewegende Anzeigen, Animationen - die Werbetreibenden versuchen heute verzweifelt, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

Annoying ads trying to steal our attention. Annoying ads trying to steal our attention.

Doch je aufdringlicher die Werbung geworden ist, desto mehr hat sie die Menschen verprellt. Heute hat fast ein Drittel der Internetnutzer einen Werbeblocker installiert, um die lästige Werbung zu entfernen (die übrigens auch Bandbreite beansprucht und die Ladezeit verlängert).

Ad-blockers stop ads from being shown and speed up the death of the ad-based business model Ad-blockers stop ads from being shown and speed up the death of the ad-based business model

Aus diesen Gründen versuchen Medienunternehmen, ein auf Abonnements basierendes Geschäftsmodell aufzubauen, und große Medienunternehmen wie der Guardian im Vereinigten Königreich, die New York Times in den USA und der Spiegel in Deutschland sind damit recht erfolgreich.

Auch Giganten der sozialen Medien betroffen

Während sich Facebook und Google auf dem Höhepunkt ihrer Rentabilität befinden, werden die Zeichen des Todes für die Social-Media-Giganten immer deutlicher sichtbar - wie Muscheln, die an den Strand gespült werden.

Google zum Beispiel hat vor kurzem die Suche für einige Nutzer auf unendliches Scrollen umgestellt - höchstwahrscheinlich um zu testen, wie sie noch mehr Anzeigen schalten können: “Sie mussten diese Änderung vornehmen, weil sie die Anzahl der Anzeigen erhöht haben. Wenn das Ergebnis paginiert ist, wäre ein hoher Prozentsatz der Links auf der ersten Seite Werbung. Beim unendlichen Scrollen ist das kein Problem, weil es eine unendliche Anzahl von Links auf der “ersten Seite” gibt.

Hinzu kommt, dass Google seine Werbeeinnahmen nicht mehr steigert, wie die jüngsten Finanzdaten zeigen, und dass die Werbeeinnahmen von Meta im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 sogar zurückgegangen sind - zum ersten Mal seit der Gründung von Facebook.

Statista shows that Google's ad revenue is no longer increasing - a first sign of death? Statista shows that Google's ad revenue is no longer increasing - a first sign of death?

Statista shows that Meta's ad revenue has declined for the first time ever - a first sign of death? Statista shows that Meta's ad revenue has declined for the first time ever - a first sign of death?

Auch andere Social-Media-Giganten wie Twitter (oder jetzt X) und Reddit ändern ihre Produkte ständig, um die Werbeeinnahmen zu steigern.

Twitter hat jährliche Gebühren für Einzelpersonen und Unternehmen eingeführt, die verifiziert werden wollen. Dieser Schritt geht in die gleiche Richtung wie bei den Medien: Aufbau eines Geschäftsmodells auf Abonnementbasis, anstatt sich ausschließlich auf Anzeigen zu verlassen.

Reddit hat es für Apps von Drittanbietern extrem teuer - und damit unmöglich - gemacht, Reddit-Inhalte anzuzeigen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Diese Apps entfernten die Reddit-Anzeigen und machten das Erlebnis für die Nutzer viel angenehmer. Aus diesem Grund erfreuten sich diese Apps großer Beliebtheit - aber sie schmälerten auch die Werbeeinnahmen von Reddit.

Insgesamt wird deutlich, dass selbst die Giganten unter den sozialen Medien damit zu kämpfen haben, mit den Anforderungen der Investoren Schritt zu halten, und versuchen, neue Wege zu finden, um ihre Nutzer zu Geld zu machen.

Es reicht nicht mehr aus, einfach nur Anzeigen zu schalten - auch wenn diese Giganten Millionen oder sogar Milliarden von Nutzern haben.

Frei ist nicht frei

Man könnte argumentieren, dass es gut ist, dass das werbebasierte Geschäftsmodell ausstirbt - und als Unternehmen, das den Datenschutz in den Mittelpunkt stellt, können wir dem nur zustimmen!

Schließlich vereint Werbung, insbesondere zielgerichtete Werbung, alles, was im Internet schlecht ist: Profiling, Tracking, Eingriff in die Privatsphäre, Schaffung und Verstärkung so genannter Blasen - und sogar das Schüren von Verschwörungstheorien.

Die Art und Weise, wie Big Tech abonnementbasierte Geschäftsmodelle aufbaut, ist jedoch nicht der richtige Weg. Sie scheinen ein Abonnement nur zusätzlich zu Werbung, Tracking und Profiling anzubieten. Bei Twitter zum Beispiel kann man die Anzahl der angezeigten Anzeigen um 50 % reduzieren, wenn man für den Dienst bezahlt. Man kann aber nicht ganz aufhören, verfolgt zu werden und keine Anzeigen mehr zu erhalten.

Deshalb haben wir uns mit anderen Anbietern, die sich für den Schutz der Privatsphäre einsetzen, zusammengeschlossen, um die Politiker aufzufordern, gezielte Werbung zu verbieten.

Jetzt ist es an den Politikern, das Internet für alle zu verbessern. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das werbebasierte Geschäftsmodell, das auf dem Tracking und der Erstellung von Nutzerprofilen beruht, wurde in Europa bereits in einem Verfahren gegen Facebook für illegal erklärt. Dies ist nur ein erster Schritt gegen die Macht dieser Tech-Giganten, aber weitere werden folgen.

Wir alle wissen, dass es im Internet nicht umsonst ist. Daran müssen wir uns erinnern, vor allem, wenn in die Privatsphäre eingreifende Dienste wie Twitter unser Geld verlangen - zusätzlich zur gezielten Werbung!

Quote: If it's free, you are the product. Ende-zu-Ende- Verschlüsselung ist in Gmail nicht für alle frei zugänglich. Quote: If it's free, you are the product. Ende-zu-Ende- Verschlüsselung ist in Gmail nicht für alle frei zugänglich.


Was ist das werbebasierte Geschäftsmodell?

Fast alle Silicon-Valley-Giganten stützen sich auf das werbebasierte Geschäftsmodell, nicht nur Google und Facebook, sondern auch Amazon (Drittanbieter müssen zahlen, um ihre Produkte auf der Plattform präsentieren zu können), Apple (man denke an die Werbung im App Store) und sogar Microsoft (obwohl Bing nicht so beliebt ist wie die Google-Suche).

Wie funktioniert das werbebasierte Geschäft für Tech-Giganten?

Dieses Geschäftsmodell hat diesen Unternehmen seit mehr als einem Jahrzehnt geholfen, ihre jährlichen Einnahmen zu steigern. Die Faktoren, die ihr Geschäftsmodell bis hierher erfolgreich gemacht haben, waren:

  1. Schnelle Nutzerakquise: Google, Facebook und viele andere haben sich für das werbebasierte Geschäftsmodell entschieden, weil es ihnen half, schnell Nutzer zu gewinnen: Google und Facebook zum Beispiel konnten ihre Dienste kostenlos anbieten, so dass sich im Laufe der Jahre Millionen, ja Milliarden von Menschen diesen Plattformen anschlossen. Eine solch massive Nutzerakquise wäre mit einem abonnementbasierten Geschäftsmodell, bei dem die Menschen für die genannten Dienste bezahlen müssten, nicht möglich gewesen. Andererseits ermöglicht die riesige Nutzerbasis das Funktionieren des werbefinanzierten Geschäftsmodells: Die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley können ihre Werbung vielen Zuschauern zeigen, so dass sie weiterhin Geld verdienen - auch wenn das werbebasierte Geschäftsmodell kurz vor dem Aus steht.

  2. Zeit und Blicke: Die Menschen verbringen heute mehr Zeit im Internet als je zuvor, und ein großer Teil der Internetnutzung entfällt auf Social-Media-Plattformen. Das gibt diesen Plattformen die Möglichkeit, jede Menge Werbung zu schalten und von der Zeit und Aufmerksamkeit der Menschen zu profitieren.

  3. Tracking und Targeting: Indem sie nachverfolgen, was ihre Nutzer ansehen, anklicken und tun, können Google und Facebook genaue Profile ihrer Nutzer erstellen, die es ihnen ermöglichen, zielgerichtete Anzeigen zu schalten. Dies macht die Anzeigenschaltung profitabler als die Schaltung von Anzeigen, die für die Nutzer irrelevant sein könnten.

  4. Analytik: Ein wichtiger Teil der zielgerichteten Anzeigen ist die Analytik. Nur durch Analysen weiß die Plattform, welche Anzeigen sie wem am besten zeigt.

Während Google und Facebook - als die besten Vertreter des werbebasierten Geschäftsmodells - immer noch hunderte von Millionen Dollar pro Jahr mit Werbung verdienen, ist der Höhepunkt erreicht. Dies ist ein erstes Anzeichen dafür, dass das werbebasierte Geschäftsmodell seinem Ende entgegengeht; und hoffentlich wird es das Internet für alle besser machen!

Warum ist das werbefinanzierte Geschäftsmodell am Aussterben?

Das werbebasierte Geschäftsmodell steht in der Kritik - nicht nur wegen der Verletzung der Privatsphäre, sondern auch wegen seiner negativen Auswirkungen auf die Nutzererfahrung.

Verschlimmerung durch KI: Clickbait-Artikel sind zu Top-Treffern in der Google-Suche geworden, weil diese Verlage genau wissen, was der Google-Algorithmus sehen will. Dabei handelt es sich jedoch nicht um hochwertige Inhalte, und die KI wird dies noch verschlimmern. Diese Websites erstellen so viele Inhalte wie möglich, um ein möglichst großes Publikum anzusprechen, und verwenden dabei Clickbait-Artikel wie Sie werden nicht glauben, wie Star X als Kind aussah oder Fünf Wege, schnell reich zu werden. Je billiger es wird, solche Inhalte zu erstellen, desto mehr wird die Flut von Inhalten zunehmen, was das Web letztlich noch schlechter macht.

Eingriffe in die Privatsphäre: Das werbebasierte Geschäftsmodell beruht ausschließlich auf der Sammlung von Nutzerdaten für gezielte Werbung. Die Nutzer werden gezwungen, sehr schädlichen Geschäftsbedingungen zuzustimmen, wenn sie soziale Medienplattformen wie Facebook nutzen wollen. Sie müssen ihre Privatsphäre verkaufen, um diese Dienste nutzen und an sozialen Online-Interaktionen teilnehmen zu können. Es ist in den meisten Fällen nicht möglich, diese Dienste zu nutzen, ohne auf die Privatsphäre zu verzichten.

Benutzerfreundlichkeit: Anzeigen beeinträchtigen das Nutzererlebnis, da sie die Aufmerksamkeit des Nutzers von dem ablenken, was er sehen möchte, und sie auf das lenken, was der Werbetreibende anzeigen möchte. Blinkende, sich bewegende oder aufpoppende Anzeigen sind besonders störend.

Ladezeit: Anzeigen benötigen viel Bandbreite, insbesondere wenn es sich um animierte Anzeigen oder Videos handelt. Daher verursachen sie langsame Ladezeiten.

Beeinflussung: Die Werbung zielt auf die Nutzer ab, um sie dazu zu bringen, etwas zu tun - sei es, neue Schuhe zu kaufen oder für eine bestimmte Partei zu stimmen. In Kombination mit psychologischen Tricks (“letzte Chance, dieses tolle Angebot zu bekommen”) oder durch den Einsatz von Fake News und Sensationsmache bei sehr gezielten politischen Werbekampagnen können sie die Bevölkerung auf schädliche Weise beeinflussen.