Das Ranking der Tuta-Mail-Webseite auf mysteriöse Weise wiederhergestellt

Die unkontrollierte Macht von Google: Wir brauchen Rechenschaftspflicht und Transparenz.

2024-06-17
Das Problem mit der Google-Suche ist größer, als Sie vielleicht denken: Zwei Monate lang war die Tuta-Website bei Google kaum sichtbar - während der Tech-Riese einfach schwieg und jede Verantwortung abstritt.
Zwei Monate lang war die Website von Tuta Mail aus den Google-Suchergebnissen ausgeblendet. Dies beeinträchtigte unsere Sichtbarkeit erheblich, und trotz wiederholter Versuche, mit Google in Kontakt zu treten, blieb der Tech-Gigant stumm. Im April beschlossen wir, die Angelegenheit öffentlich zu machen und reichten eine Beschwerde auf der Grundlage des DMA bei den EU-Regulierungsbehörden ein, so dass unsere Webseite wie durch ein Wunder am 9. Mai wieder angezeigt wurde. Dieser Vorfall unterstreicht ein viel größeres Problem: die immense, unkontrollierte Macht, die Google über die Online-Sichtbarkeit ausübt, und die Möglichkeit des Missbrauchs gegenüber kleineren Wettbewerbern.

Am 7. März 2024 stufte Google die Webseite von Tuta Mail unerklärlicherweise in den Suchergebnissen herab. Obwohl Tuta Mail ein prominenter Anbieter für verschlüsselte E-Mails ist, der sich auf Sicherheit und Datenschutz konzentriert, wurde unsere Webseite für Begriffe wie "sichere E-Mail" und "verschlüsselte E-Mail" komplett heruntergestuft. Die Suchergebnisse für unsere Webseite beschränkten sich ausschließlich auf so genannte "gebrandete" Suchbegriffe, d.h. Suchbegriffe, die unseren Markennamen wie Tuta, Tutanota oder Tutamail enthalten. Dies hatte zur Folge, dass nur Personen, die bereits wussten, dass es Tuta gibt, unsere Webseite über die Google-Suche finden konnten - neue potenzielle Kunden konnten unsere verschlüsselte E-Mail-Lösung nicht finden.

Angesichts dieses immensen Problems mit der Google-Suche und einer um ~90% gesunkenen Sichtbarkeit der Tuta-Webseite in den Google-Suchergebnissen haben wir vergeblich versucht, mit Google in Kontakt zu treten, sowohl über offizielle Kanäle als auch über soziale Medien. Daher haben wir am 24. April eine förmliche Beschwerde bei der EU eingereicht, damit die EU untersuchen kann, ob Googles Vorgehen bei der Herabstufung eines direkten Konkurrenten gegen das neu erlassene Gesetz über digitale Märkte (DMA) verstößt. Wir begrüßen die Tatsache, dass die EU bereits eine Untersuchung gegen Google, Apple und Meta eingeleitet hat, um zu prüfen, ob diese großen Technologieunternehmen die DMA-Verordnung ausreichend einhalten. Wir sind zwar keine Rechtsexperten, aber das, was Google mit unserer Webseite gemacht hat, und das, was Apple mit seiner neuen App-Store-Policy für App-Entwickler macht, scheinen offensichtliche Beispiele für eine böswillige Einhaltung zu sein.

Googles Schweigen und mangelnde Transparenz

Die vollständige Herabstufung einer Webseite wie der unseren bei nicht markengebundenen Suchbegriffen hat ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Fairness und Transparenz von Googles Suchrankingprozessen aufgeworfen. Trotz unserer wiederholten Versuche, eine Klärung herbeizuführen, blieb Google stumm. Erst nachdem wir mit den Informationen an die Öffentlichkeit gegangen waren, gab Google eine vage Erklärung ab, die Reuters und anderen Medien, aber keine Auskunft darüber gab, warum Tuta Mail herabgestuft wurde:

"Suchranking-Updates zielen absolut nicht darauf ab, Google-Produkte oder eine andere bestimmte Webseite zu bevorzugen. Der betreffende E-Mail-Anbieter ist weltweit über die Suche leicht zugänglich", sagte ein Sprecher gegenüber Reuters, "wir schätzen das Feedback und werden prüfen, wie wir sicherstellen können, dass die Suche weiterhin die hilfreichsten und relevantesten Ergebnisse liefert."

Nach dieser Erklärung änderte sich jedoch nichts. Unsere Webseite war weiterhin herabgestuft, und wir waren immer noch nicht in der Lage, das Problem direkt mit Google zu besprechen.

Erst als GCR, ein auf Rechtsfragen spezialisiertes Medienunternehmen, über die Angelegenheit berichtete und andeutete, dass auf die DMA-Beschwerde eine rechtliche Eskalation unsererseits folgen könnte, kam Bewegung in die Sache. Nach diesem Artikel schien es, dass Google etwas unternahm... Oder war das ein Zufall?

Wundersame Wiederherstellung wirft weitere Fragen auf

Jedenfalls wurde das Ranking der Tuta-Webseite zwei Tage nach der Veröffentlichung des GCR-Berichts auf mysteriöse Weise wieder auf die vorherige Position gesetzt. Wir sind zwar erleichtert, dass unsere Sichtbarkeit in der Google-Suche wiederhergestellt wurde, aber das Fehlen einer Erklärung oder Mitteilung seitens Google ist inakzeptabel und sollte nicht unbemerkt bleiben. Diese Abfolge von Ereignissen wirft ernsthafte Fragen über die Fairness und Verantwortlichkeit der Google-Praktiken auf, insbesondere gegenüber kleineren Wettbewerbern wie uns, die die Privatsphäre der Nutzer in den Vordergrund stellen.

Position der Tuta-Webseite auf Google bei der Suche nach "secure email". Position der Tuta-Webseite auf Google bei der Suche nach "secure email" zwischen dem 1. März und dem 1. Juni (eine höhere Position ist besser).

Googles unkontrollierte Macht

Google behauptet, dass die Aktualisierung des Suchalgorithmus am 7. März sehr "komplex" war und zu Schwankungen im Ranking führen könnte. Diese Erklärung ist lediglich ein Versuch, die Verantwortung von Google auf den Algorithmus selbst abzuwälzen.

Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass Google diesen Algorithmus kontrolliert, auch wenn es die Folgen der Aktualisierungen nicht vollständig vorhersehen oder verstehen kann.

Das Unternehmen hat die Macht, den Algorithmus nach eigenem Gutdünken zu verändern und zu manipulieren, und muss daher für die Ergebnisse verantwortlich gemacht werden. Die Schuld auf den Algorithmus zu schieben, ist keine Entschuldigung für den Mangel an Transparenz und Kommunikation und rechtfertigt auch nicht den potenziellen Schaden für unser Unternehmen.

Dieser Vorfall wirft ein beunruhigendes Schlaglicht auf die Realität: Ein Unternehmen hat immense Macht darüber, wer online gesehen wird und wer nicht. Googles Kontrolle über die Suchergebnisse in Kombination mit seinem riesigen Marktanteil bei der Suche, insbesondere in Europa und Nordamerika, kann über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entscheiden, vor allem von solchen wie Tuta Mail, die eine datenschutzfreundliche Gmail-Alternative anbieten. Diese Art von Macht und Missbrauchspotenzial geht über Unternehmen hinaus und kann sich auch auf die Politik, die öffentliche Gesundheit und den Zugang zu Informationen auswirken.

Das Missbrauchspotenzial ist enorm, und der Mangel an Transparenz erhöht das Risiko nur noch.

Die Notwendigkeit der Rechenschaftspflicht

Es ist von entscheidender Bedeutung, sich damit zu befassen, wie Googles ungerechtfertigte Herabstufung von Tuta Mail und ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindert werden können und welche Maßnahmen sicherstellen können, dass Tech-Giganten wie Google für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden.

Hier sind einige wichtige Punkte, die unserer Meinung nach sofortige Aufmerksamkeit erfordern:

1. Transparente Kommunikation

Google muss klar, direkt und zeitnah kommunizieren, wenn solche bedeutenden Änderungen eintreten, insbesondere wenn sie sich auf Unternehmen und deren Sichtbarkeit in der Google-Suche auswirken. Angesichts der Marktdominanz und des Monopols von Google bei der Suche muss die Europäische Union sicherstellen, dass europäische Unternehmen einen fairen Anteil an der Sichtbarkeit erhalten.

2. Faire Behandlung von Wettbewerbern

Es muss sichergestellt werden, dass Google seine Konkurrenten nicht auf unfaire Weise angreift, insbesondere diejenigen, die alternative Lösungen anbieten, bei denen die Privatsphäre der Nutzer im Vordergrund steht. Wenn es zu Vorfällen wie der Herabstufung der Tuta-Webseite in der Google-Suche kommt, muss es einen schnellen Zugang zu kompetenten Technikern auf Seiten von Google geben, die in der Lage und willens sind, das Problem zu untersuchen und zu beheben - ohne dass die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden muss, bevor etwas unternommen wird.

Kämpfen für ein besseres Web

In unserer digitalisierten Welt, die von Technologieunternehmen wie Google dominiert wird, ist es unerlässlich, transparente Mechanismen und Kontrollen einzuführen, um sicherzustellen, dass kein einzelnes Unternehmen einseitig die Zugänglichkeit von Diensten und Informationen beeinflussen kann, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wir warten immer noch auf eine Antwort von Google, warum unsere Webseite zwei Monate lang heruntergestuft wurde und was sie tun werden, um solche Probleme in Zukunft zu verhindern.

Wir laden unsere Nutzer, alle Verfechter für Datenschutz und die gesamte Tech-Community ein, sich uns anzuschließen und von Google mehr Verantwortlichkeit zu fordern. Teilen Sie uns Ihre Gedanken und Erfahrungen mit, und lassen Sie uns gemeinsam an einem fairen und transparenten Internet für alle arbeiten!

Wir sind hier, um ein besseres Internet aufzubauen - eines, in dem Ihre Privatsphäre respektiert wird. Aber um erfolgreich zu sein, brauchen wir Ihre Hilfe gegen Tech-Giganten wie Google. Wenn die Datenschutz-Gemeinschaft wächst, werden wir stärker sein als Big Tech. Danke, dass Sie sich unserem Kampf für den Datenschutz und für ein besseres Internet anschließen!