Ein "Klarnamen-Internet" ist ein gefährlicher Ort: Warum Anonymität wichtig ist.

Social-Media-Dienste versuchen, Menschen dazu zu zwingen, ihren richtigen Namen zu verwenden, was die Tür für Stalking, Identitätsdiebstahl und mehr öffnet.

Social-Media-Plattformen und oft auch Politiker wollen, dass die Menschen das Internet mit ihrem richtigen Namen nutzen. Die Idee: Dies würde kriminelle Aktivitäten wie z.B. Hassreden im Internet verhindern. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Verwendung echter Namen im Internet eröffnet einen massiven Angriffsvektor für Kriminelle und bedroht die Sicherheit aller.


Anonyme E-Mail & Co: Anonymität schützt Sie

Die große Mehrheit der Internetnutzer sind normale Bürger, keine Kriminellen. Natürlich gibt es einige, die das Internet für kriminelle Aktivitäten missbrauchen. Aus diesem Grund wollen Social-Media-Dienste wie auch einige Politiker jeden dazu zwingen, das Internet mit seinem echten Namen zu nutzen.

Klarnamen machen Sie identifizierbar - auch für Kriminelle

Stellen Sie sich vor, Ihr Facebook-Konto, Ihre E-Mail-Adresse, Ihre Reddit-Identität - jedes Internet-Konto sollte Ihren echten Namen tragen, um sicherzustellen, dass Sie online leicht identifizierbar sind.

Klarnamensexperiment in Südkorea

Südkorea verabschiedete 2007 ein Gesetz, das die Menschen dazu zwang, ihren richtigen Namen für bestimmte Websites zu verwenden. Im Jahr 2011 schafften sie dieses Gesetz wieder ab, weil es Menschen nicht daran hinderte, missbräuchliche Kommentare auf diesen Seiten zu veröffentlichen.

Klarnamenssystem China

Seit 2017 ist die Online-Anonymität in China verboten, allerdings nur gegenüber den Behörden. Das bedeutet, dass die Personen von den Behörden identifizierbar sein müssen, aber weiterhin das Internet unter einer falschen Identität nutzen können.

Sollten wir gezwungen werden, soziale Medien, E-Mail und andere Online-Dienste nur mit unserem echten Namen zu nutzen, wäre dies ein extremeres System als das bereits bestehende autoritäre System in China: Jeder könnte jede unserer Bewegungen online verfolgen, Stalker und Kriminelle ebenso wie unsere Nachbarn.

Obligatorische eindeutige Namen sind gefährlich

Die Nutzung des Internets unter einem Pseudonym dient vor allem dem Schutz. Es ist wichtig, dass andere - unsere Nachbarn, unser Arbeitgeber und auch Kriminelle - nicht alles wissen, was wir online tun. Insbesondere Menschen, die einer Minderheit angehören, müssen ihre Identität schützen können.

Wenn jeder gezwungen wäre, seinen richtigen Namen zu verwenden, würde sich das Internet zu einem Paradies für Stalker, Mobber und Kriminelle, die versuchen Identitätsdiebstahl zu begehen, entwickeln.

Journalismus, Whistleblowing, Aktivismus, all dies droht unmöglich zu werden, wenn man gezwungen wäre, online stets seinen richtigen Namen zu verwenden.

Aufbegehren gegen Anonymität ist sinnlos

Die Idee hinter der Klarnamenpflicht ist, dass es der Kriminalität vorbeugen würde, wenn man Menschen zwingen würde, ihren richtigen Namen online zu verwenden: Hassreden, Beleidigungen, Drohungen - all dies wird nur wegen des Schutzmantels der Anonymität ausgesprochen, so die Annahme. Leider ist das Gegenteil die Wahrheit.

Warum das Aufheben der Anonymität kein Verbrechen stoppt

Anonymität im Internet zu verbieten wird Kriminelle nicht davon abhalten online Verbrechen zu begehen.

Viele Menschen, die andere Menschen online mit Hassreden überziehen, sie beschimpfen, diskriminieren und bedrohen, tun dies bereits unter ihrem echten Namen. Es geht hier nicht um die Identifizierung dieser Personen, sondern um die angemessene Verfolgung von Online-Verbrechen.

Außerdem, selbst wenn jeder seinen richtigen Namen benutzen würde: Wie würden Sie einen von Tausenden Michael Müllers identifizieren?

Schlussfolgerung

Das Aufbegehren gegen die Anonymität ist sinnlos. Ein Verbot von Anonymität bringt mehr Schaden als Nutzen, und es ist fast unmöglich, eine solche Regel durchzusetzen.

Anonymität wird immer möglich sein, und das ist gut so.