Einblicke aus dem Tuta-Team

Valentin erzählt, warum er gerne bei Tuta arbeitet und warum er die Arbeitsweise im Team schätzt.

Interview

Interview mit Valentin, Software-Entwickler bei Tutanota, zu den Themen warum Privatsphäre im Netz wichtig ist, warum er gerne bei Tutanota arbeitet und wie für ihn die Zukunft des Internets aussehen sollte.

Warum wolltest du bei Tutanota arbeiten?

Seit über zehn Jahren engagiere ich mich für die Menschenrechte und habe mit CAREA e.V. Menschenrechtsbeobachtung in Mexiko und Guatemala organisiert. Meist werden dort Gemeinden begleitet, die für Ihre Landrechte und gegen Vertreibung durch Großprojekte (z.B. Bergbau, Autobahnbau, Tourismus) kämpfen. In Guatemala sind das aber auch Organisationen von Überlebenden, die ranghohe Militärs für den Völkermord an der Maya-Bevölkerung vor Gericht gebracht haben. Der Kampf für diese Rechte wird leider immer wieder mit dem Leben bezahlt.

Die Arbeit mit diesen bedrohten Menschenrechtsverteidiger*innen hat mir klargemacht, welche fuchtbaren Folgen Überwachung haben kann und wie wichtig Kommunikationssicherheit für eine freie, demokratische Gesellschaft ist. Seitdem begeistere ich mich auch für die technisch-mathematische Seite dieser Tools und arbeite ich mit großer Begeisterung daran technische Lösungen für sichere Kommunikation zu finden. Dies ist einer der Gründe, warum ich unbedingt dazu beitragen möchte, Tutanota weiterzuentwickeln und das Produkt so gut zu machen, dass in Zukunft jede*r unkompliziert und ohne technisches Wissen sicher kommunizieren kann.

Was gefällt dir an der Arbeitsweise bei Tutanota?

Mir gefällt die agile und offene Arbeitsweise. Jede*r kann eigene Ideen einbringen und mitgestalten. Ich entscheide selbst, an welchen Features ich arbeiten möchte. Das bedeutet, man hat die Freiheit nach kreativen Lösungen zu suchen, in den Bereichen, die man am Spannendsten findet. Gleichzeitig wird man aber auch nicht allein gelassen, sondern diskutiert gemeinsam im Team oder mit anderen Entwicklern, wie sich ein Problem lösen lässt. Oft setzen wir es dann auch gleich gemeinsam in einer Pair Programming Sitzung um. Ich mag den Austausch, das Voneinander lernen und denke, dass wir durch die gemeinsame Arbeit immer eine bessere Lösung finden als jeder es alleine getan hätte.

Was würdest du in Zukunft gerne verändern? Wie sieht für dich das perfekte Internet aus?

Das Internet sieht Privacy-by-Design nicht vor. Denn die heutigen Probleme bzgl. Privatsphäre und IT-SIcherheit waren bei der Entwicklung der wesentlichen Protokolle des Internets noch nicht abzusehen. Der gesamte Protokoll-Stack ist nicht dazu gedacht Sicherheit, Anonymität, und Privatsphäre zu gewährleisten. Überall fallen daher Nutzer*innendaten an. Das nutzen heute sowohl die staatliche Überwachung als auch die großen werbefinanzierten Tech-Unternehmen aus. Deswegen ist es sehr wichtig, die eigenen Kommunkation z.B. mit Tutanota Ende-zu-Ende zu verschlüsseln und für anonymes Surfen ohne Tracking und Überwachung Tools wie Tor einzusetzen.

In einer perfekten Netzwelt, wäre der Protokoll-Stack, den wir heute als Internet kennen, so aufgebaut, dass Nachrichten auf allen Protokoll-Ebenen automatisch ver- und entschlüsselt werden, wobei gleichzeitig das Routing so funktioniert, dass Nutzer*innen anonym bleiben. Und natürlich würden die Infrastruktur und die wichtigsten Dienste nicht von einigen wenig Tech-Riesen kontrolliert, sondern dezentral und demokratisch gesteuert. Es gibt spannende Projekte wie GNUnet, die in diese Richtung gehen. Es wird allerdings sehr schwierig sein, die bestehenden Infrastrukturen und Protokolle für alle auszutauschen. Deswegen ist es so wichtig Lösungen zu finden, die trotz dieser Mängel unsere Sicherheit und Privatsphäre schützen können. Und natürlich, dass diese einfach zu benutzen sind.

Weshalb ist Privatsphäre im Netz für dich wichtig?

Abgesehen davon dass ich nicht möchte, dass Werbeunternehemen oder staatliche Überwacher ein persönliches Verhaltensprofil von mir erstellen, finde ich es extrem beunruhigend wenn es große Massen an Daten über so viele Menschen gibt. Ich denke, das ist nicht nur eine Bedrohung für jeden Einzelnen, sondern durch die Analyse dieser riesigen Datenmengen wird es möglich, dass Verhalten einzelner immer besser vorherzusagen und damit auch zu manipulieren. Ich denke, wir stehen hier erst am Anfang, aber ich sehe darin eine große Gefahr für alle nicht-konformen Lebensweisen, Demokratie und Freiheit. Dem müssen wir uns entgegenstellen, individuell, indem wir unsere Kommunikation sicher machen aber auch kollektiv, indem wir die Politik zwingen Privatsphäre in Gesetze einzuschreiben und gefährliche Entwicklungen unterbinden (z.B. dass die Verwendung von Ende-zu-Ende Verschlüsselung sanktioniert wird).

Vielen Dank, Valentin, für das nette Gespräch!